Um_Welten – Zum Verhältnis von Klimagerechtigkeit und Queerer Subjektivität
// mit Dominic Keßler
Wann: 23.11.2023, 18-20 Uhr
Wo: Hörsaal XIX, Melanchthonianum
Die ökologische Gegenwart ist aufgewühlt. Während sich globale Lebensweisen zunehmend in planetarische Zusammenhänge einschreiben, die sich wiederum in eine ökologische Reproduktionskrise zuspitzen, versammeln sich Klimagerechtigkeitsbewegungen, um mit Nachdruck auf die Notwendigkeit eines Systemwandels hinzuweisen. Sie stehen unter anderem für den Anspruch, das drohende Sechste Große Artensterben (Sixth Mass Extinction) und die politische Ignoranz demgegenüber zu skandalisieren. Obendrein geht es ihnen darum, die Tatsache auf die politische Tagesordnung zu bringen, dass die Regionen des Planeten am heftigsten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, die tendenziell am wenigsten dazu beigetragen haben. Dies sind nur einzelne Aktionsfelder für ihren Kampf um Klimagerechtigkeit.
Der Vortrag stellt den theoretischen Versuch dar, sich der Komplexität dieser aufgewühlten Gegenwart zuzuwenden und darin Möglichkeiten für Transformationen auszuloten. Insbesondere die AIDS-Krise seit den 1980er Jahre steht nicht nur für einen Initiationspunkt queerer Theorien, sondern auch für eine Herausbildung von Politiken, die diese spezifische Reproduktionskrise zu bearbeiten suchten. In ihren Kämpfen treffen sich beide Bewegungen darin, dass sie ein klassisch-bürgerliches Subjektmodell infrage stellen und im Gegenzug für solidarische Bündnisse einstehen. Es soll im Vortrag darum gehen, an die Potentiale queerer Politisierung zu erinnern und diese im Verhältnis mit Klimagerechtigkeitsfragen (erneut) zu verhandeln.
Der Vortrag findet in deutscher Lautsprache statt und nutzt teilweise auch englische Zitate. Grundlegende Vorkenntnisse zu queeren und feministischen Theorien können vom Vorteil sein, sind aber nicht zwingend erforderlich.
Zum Referenten: Dominic Keßler
Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich der Körperpädagogik an der Martin-Luther-Universität und ein großer Fan der Arbeiten Donna Haraways. Meine Forschungsschwerpunkte bewegen sich im Feld von Feminismus, Bildungstheorien und Posthumanismus. Zudem arbeite ich momentan an meiner Promotion, die sich einer theoretischen Auseinandersetzung mit posthumanistischer Bildung verschreibt und sich im Kompostieren von Welten erprobt. Als ehemals langjähriger Sprecher des Arbeitskreises „que(e)r_einsteigen“ freut es mich sehr, nun einmal selbst einen Beitrag für die Veranstaltungsreihe zu liefern!